Dienstag, 28. Oktober 2025

Der Töpfer und das Gefäss

 

Paulus sagt: "Wer bist du denn, du kleiner Mensch, dass du mit Gott rechten willst? Das Werk kann doch nicht zu seinem Bildner sagen: 'Warum machst du das und das aus mir?' Kann der Töpfer nicht, wenn er will, aus derselben Masse ein schönes Gefäss gestalten und ein hässliches?"

Der Töpfer ist in meinem heutigen spirituellen Verständnis das Leben an sich, das Gefäss ist das individuelle Lebewesen.

Alles Lebendige ist hervorgekommen aus dem "Leben an sich", sei es "schön" und "ehrenvoll" oder "hässlich" und "ehrlos". 

Es ist unsinnig, mit dem Leben (dem Töpfer, Gott) zu rechten, zu hadern, es anzuklagen usw., weil es nicht nur erfreuliche, sondern auch unerfreuliche Lebewesen hervorbringt. 

Das Leben selber, "Gott ist es, der in euch das Wollen und Vollbringen wirkt nach seinem Wohlgefallen", sagt wiederum Paulus.

Und im alten Testament, Jesaja: "Ich bin der Herr, und sonst ist keiner, der Licht macht und schafft die Finsternis, der Heil bringt und Unheil verhängt. Ich bin der Herr, der dies alles tut."

Das Leben ist es, das das Messer in der Hand hält und es durch den einen Menschen Brot schneiden und durch den anderen töten lässt. 

Was auch immer entsteht, entsteht durch das Leben an sich und nicht, wie wir uns einbilden, durch unser kleines, selbstbezogenes "Ich". 

Buddhistisch gesehen ist dies die "Bedingte Entstehung": Das Leben schafft die Bedingungen, nach denen die Lebewesen ihr "Spiel spielen". 

Der eine spielt den (ehrenvollen) "Christus", der andere den (unehrenhaften) "Judas".

Buddhadasa Bhikkhu sagte: "Der Mensch ist eine Marionette der Natur, die wahrnimmt und denkt und sich törichterweise einbildet, jemand zu sein." 

Wieder Paulus: "Nicht ich lebe, sondern Christus lebt in mir". Wer ist Christus? Der Weg. Die Wahrheit. Das Leben. Eben... 

Ausführlich in Worte gefasst habe ich diese Thematik im Büchlein Buddhas Weg - Eine Ermutigung zum einfachen Leben

Frank Maria Stiefel, mit dem mich auf WUNDERnvolle Weise einiges verbindet  schreibt in seinem WUNDERn-Blog unter dem Titel Wenn wir dann bereit sind... unter anderem dieses:

„Wer sagt denn, dass es schlecht oder böse wirklich gibt – was wenn wir nur unsere menschliche Not und göttliche Gnade dahinter nicht verstehen wollen oder können?
Lieben wir nicht immer da hin, von wo wir (zumeist bedingungsvoll statt -los) geliebt werden – und verweigern wir Liebe nicht genau da, wo sie mangelt oder gar fehlt – 
so wie man sie uns genau da verweigert wo sie uns am meisten fehlt – wo wir aus Angst und Not vermeintlich schlecht oder böse agieren? Warum lieben wir Mutter Theresa und hassen Adolf Hitler – bräuchte nicht gerade er unsere Liebe, unser Mitgefühl und Verständnis?“

...und hat dazu dieses, von ihm übersetzte Video verlinkt...

Nyanaponika schreibt im Buch Im Lichte des Dhamma zur Liebe: 

"Liebe, die nicht besitzen will, weil sie weiss, dass es in Wirklichkeit keinen Besitz und keinen Besitzer gibt, das ist die höchste Liebe.

Liebe, die nicht 'Ich' sagt, weil sie das 'Ich' als Täuschung weiss.

Liebe, die nicht sondert, wählt und ausschliesst, wohl wissend, dass sie damit nur ihren Gegensatz erzeugt: Missgunst, Abneigung, Widerwillen und Hass.

Liebe, die alle Lebewesen umfasst: kleine und grosse, ferne und nahe, die Bewohner der Erde, des Wassers und der Luft.

Liebe, die alle Wesen umfasst: die edel gesinnten und die niedrig gesinnten, die guten und die nicht-guten. Die Edlen und Guten umfasst sie, weil zu ihnen die Liebe zwanglos strömt. Die Niedriggesinnten und Nicht-Guten umfasst sie, weil sie der Liebe am meisten bedürfen. In vielen von ihnen mag der Keim des Guten verkümmert sein, weil ihm die Wärme fehlte zu seinem Gedeihen, weil er in liebloser Umwelt erfror.

Liebe, die alle Wesen umfasst, wohl wissend, dass sie alle unsere Weggefährten sind auf der Weltwanderschaft, Genossen unseres Leidens. Gemeinsames Erleiden ist ein starkes Band unter den Wesen.

Liebe, die eine wissende, verstehende, helfende Güte ist,

Liebe, die Kraft ist und Kraft gibt - das ist die höchste Liebe."

Und darum geht es beim Thema vom Töpfer, und deshalb lehrt uns das Leben (der Christus):

"Richtet nicht, so werdet ihr nicht gerichtet.
Verurteilt nicht, so werdet ihr nicht verurteilt.
Sprecht frei, die durch Schuld gebunden sind,
so wird man euch Freiheit geben."

Das ist die Gesetzmässigkeit des Lebens (in welche Namen wir auch immer das Leben kleiden). Dazu noch einmal ein Video von Frank zum Gedicht von Thich Nhat Hanh: Bitte nenne mich bei meinem wahren Namen.

​E liebe Gruess
Ueli


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